Overlanding USA: Grenzen in Theorie und Praxis
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Während zwei Jahren sind wir fünf Mal über Land und ein Mal auf dem Luftweg in die USA eingereist und konnten dabei das Grenzsystem ausgiebig testen.
Denn auch wir stellten uns am Anfang unserer Reise die Frage, wie das denn nun mit den US-Grenzen funktioniert. Braucht es ein B2-Visum für unsere Langzeitreise? Ist es möglich, auch mit dem ESTA wiederholt über Land einzureisen? Wie kann man die Aufenthaltsdauer ausdehnen?
Da wir die Frage zu unseren Grenzerfahrungen häufig erhalten, teilen wir hier unser Wissen und unsere Erfahrungen zu dem Thema. Wir erklären den Unterschied zwischen Theorie und Praxis, wobei die Praxis auf unseren persönlichen Erfahrungen beruhen und die Erfahrungen unterschiedlich sein können.
Mit dem eigenen Camper in den USA - der Traum vieler Reisender.
Grundwissen: Visum vs. ESTA vs. Form I-94
Viele Reisende sind sich unsicher, ob sie für ihre Reise ein Visum brauchen, oder ob das ESTA reicht. Hier also erstmal ein Überblick zu den beiden gängigsten formellen Einreisegenehmigungen und was das Form I-94 ist.
ESTA
Das ESTA (engl. Electronic System for Travel Authorisation) ist ein elektronisches Reise-Authorisierungs-System, das die Einreise in die USA vereinfachen soll. Darüber wird Personen aus den 41 qualifizierten Ländern online eine grundsätzliche Einreiseerlaubnis erteilt.
Das ESTA wird auf der Seite der US Customs & Border Protection online abgewickelt, und es fällt eine Gebühr von 21.00 US $ an.
Dies sind die 41 Staaten, die Teil des Visa Waver Program sind und damit für dessen Bürger für die Einreise mit einem ESTA qualifiziert sind. Quelle: www.usimmigrationsup…
Ein genehmigtes ESTA gilt für die wiederholte Einreise innerhalb von 2 Jahren mit einer Aufenthaltsdauer von bis zu 90 Tagen. Reist man während der 90 Tage über Land in ein Nachbarland, also nach Kanada oder Mexiko, laufen diese 90 Tage weiter. Bei Wiedereinreise in die USA gelten somit nur die verbleibenden Tage der 90 Tage, die bei der ersten Einreise in die USA genehmigt wurden.
Allgemein gilt: selbst ein genehmigtes ESTA ist keine Garantie für die Einreise in die USA, denn über die tatsächliche Einreise entscheidet immer der Grenzbeamte. Außerdem kann das ESTA auch jederzeit ohne Vorwarnung storniert werden. Auch wenn es nicht sehr häufig passiert, es war auch bei uns einmal der Fall, also lohnt es sich, den ESTA-Status vor jeder Einreise zu überprüfen
B2 Visum
Um sich für längere touristische Aufenthalte im Land abzusichern, nutzen einige Reisende das B2 Visum, welches bei der jeweiligen US-Botschaft beantragt und über ein entsprechendes Verfahren eingeholt werden kann.
Das genehmigtes B2 Visum ermöglicht es Reisenden, während 10 Jahren wiederholt in die USA einzureisen und dabei bis zu 180 Tage im Land zu bleiben, ohne ausreisen zu müssen. Reist man während der 180 dennoch aus, laufen die 180 Tage wie auch beim ESTA weiter. Bei einer Wiedereinreise in die USA läuft die erlaubte Aufenthaltsdauer ebenso automatisch weiter, und man darf die verbleibenden Tage von den ursprünglichen 180 Tagen im Land bleiben.
Um ein Visum zu erhalten, ist es notwendig, dieses zu beantragen und bei der entsprechenden US-Vertretung vorstellig zu werden. In einem Gespräch werden dann die Motive der Reise, aber auch finanzielle Sicherheiten, die familiäre Situation oder auch der berufliche Kontext ab- und hinterfragt. Inwieweit der US-Vertreter ins Detail geht hängt von der Person ab, man sollte sich aber in jedem Fall gut vorbereiten und für den gesamten Prozess unbedingt genügend Zeit einrechnen, da teilweise lange Wartezeiten auf Termine bestehen und auch die Bearbeitung jedes Falls einige Wochen in Anspruch nehmen kann.
Auf dieser Seite der US-Botschaften sind alle US-Vertretungen weltweit aufgelistet und verlinkt.
Form I-94
Genau genommen wird die Einreise wie über das ESTA als auch über das B2 Visum mit dem I-94-Formular definiert und dokumentiert. Das ESTA gibt vielmehr für 2 Jahre die grundsätzliche Einreisegenehmigung, jedoch nicht den konkreten Entscheid bei der tatsächlichen Einreise. Dasselbe gilt für das B2 Visum während der 10-jährigen Gültigkeit. Bei einer Einreise wird also kein neues ESTA oder B2 Visum erstellt, sondern das zuvor genannte Form I-94. Nur das I-94 ist aussagekräftig für die tatsächlich erlaubte Aufenthaltsdauer des Reisenden.
Sofern nicht bereits die 90 Tage, bzw. 180 Tage laufen, wird bei der Einreise in die USA das Form I-94 automatisch durch den Grenzbeamten erstellt. Über die I-94-Webseite kann auch der Einreisestatus sowie die verbleibende Aufenthaltsdauer im Land geprüft werden. Korrekterweise erfragt man also auch bei wiederholten Einreisen nicht ein neues ESTA oder B2 Visum, sondern ein neues I-94, wenn man erneut über die volle erlaubte Dauer des ESTA (90 Tage), bzw. B2 Visum (180 Tage) im Land bleiben möchte.
Theorie: Wiederholte Einreise mit ESTA und B2 Visum
Egal ob man sich für die Einreise über das ESTA oder ein Visum entscheidet, theoretisch gilt eine Aureise aus den USA nur dann, wenn man den NAFTA-Raum verlässt. Der NAFTA-Raum ist die größte Freihandelszone der Welt und verbindet die Märkte von Kanada, USA und Mexiko. Eine Ausreise von den USA nach Mexiko zählt also offiziell nicht als Ausreise.
Fragt man die Grenzbeamten direkt, verweisen sie nicht zwingend auf den NAFTA-Raum, sondern sprechen von einem “meaningful exit”, also von einer signifikanten Aureise. Diese kann auch von den USA in eines der Nachbarländer erfolgen, allerdings ist hier der Begriff “signifikant” nicht in Tagen, Wochen oder anderen Zeitangaben definiert. Ob eine Ausreise aus den USA als “signifikant” gilt, entscheidet somit der individuelle Grenzbeamte, der für den einzelnen Fall zuständig ist und die Erteilung einer erneuten Einreiseerlaubnis liegt im Ermessensspielraum des Beamten.
Praxis: Wiederholte Einreise bei ESTA und Visum
Man hört oft, dass es eben doch auch anders geht, nur für einen selbst ist es meist schwer greifbar.
Im Gegensatz zur Theorie, bei welcher die Handhabung der Grenzen sehr streng zu sein scheint, ist die Praxis doch einiges flexibler und der zuvor genannte Ermessensspielraum der Grenzbeamten kann zum Vorteil genutzt werden.
Damit das alles etwas konkreter ist, berichten wir hier von unseren eigenen Erfahrungen mit den US-Grenzen. Wie so oft, können die Erfahrungen einzelner Reisenden unterschiedlich sein, und jeder Grenzübergang kann anders ablaufen, doch wie unsere Erfahrungen zeigen, ist es bei weitem nicht unüblich, dass die Grenzregulierungen großzügig ausgelegt werden.
Erste Einreise in die USA - Erstes Mal Alaska
Das erste Mal reisen wir von Kanada aus über Beaver Creek nach Alaska in die USA ein. An der Grenze wird uns ein I-94 ausgestellt, in Zusammenhang mit unserem ESTA, das wir einige Tage zuvor online abgeschlossen hatten. Wir dürfen nun 90 Tage in den USA bleiben.
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Wir sind etwas nervös und achten sehr darauf, so gut wie keine unerlaubten Lebensmittel dabei zu haben. Die wenigen Dinge, die wir haben, geben wir an, doch die Grenzbeamten scheinen sich nicht zu interessieren und lassen uns auch mit den zwei Eiern und der Knolle Knoblauch passieren, als wir diese als mitgebrachte Lebensmittel angeben.
Die genauen Regeln zu Dingen, die (nicht) eingeführt werden dürfen, wie Lebensmittel, Pflanzen oder Haustiere, beschreibt das U.S. Department of Ariculture hier.
Zweite Einreise in die USA - Zweites Mal Alaska
Nach einigen Tagen in Alaska entscheiden wir uns wegen des schlechten Wetters in Alaska spontan, doch erstmal wieder nach Kanada umzudrehen und den Dempster Highway zu fahren. In diesem Blogbeitrag erfährt ihr, wie das lief und was man wissen sollte. Nach knapp zwei Wochen reisen wir danach nochmal nach Alaska ein, um uns die tolle Natur Alaskas anzusehen. Unsere ursprünglichen 90 Tage laufen normal weiter.
Diesmal findet die Einreise über den Top of the World Highway statt, was an sich schon die Reise wert ist. Hier werden wir bei der Einreise nicht mal nach Lebensmitteln gefragt, bei der Angabe unseres Bärensprays wird nur genickt und wir dürfen weiterfahren.
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Dritte Einreise in die USA - Lower 48
Nach unserem Aufenthalt in Alaska haben wir dieselbe Unsicherheit wie viele Reisende, was unsere weiteren Möglichkeiten zum Reisen in den USA betrifft. In der Zwischenzeit hatten wir von anderen Reisenden gehört, dass es wohl hilft, wenn man zwischen der Ausreise aus Alaska und der Einreise in die Lower 48 für 30 Tage in Kanada bleibt. Das sollte die Chancen erhöhen, bei der Wiedereinreise in die USA erneut eine Aufenthaltsbewilligung von 90 Tagen zu erhalten. (Die Lower 48 beschreiben die 48 zusammenhängenden und nicht durch Ozeane oder internationale Grenzen voneinander getrennten Bundesstaaten der USA, also quasi das Festland der USA ohne Alaska.)
Nach etwa 40 Tagen in Kanada beschließen wir, die US-Grenze in Angriff zu nehmen. Wir hoffen, erneut 90 Tage zu erhalten, behalten uns aber dennoch ca. 10 Tage Restlaufzeit der 90 Tage von unserer ersten Einreise vor, um die USA in wenigen Tagen kreuzen zu können, falls wir eben doch keine erneuten 90 Tage erhalten.
Wir empfehlen, stets einen Plan B parat zu haben für den Fall, dass man eben doch nicht erneut 90 Tage Aufenthaltserlaubnis erhält. Immerhin wollen wir nicht in Kanada stranden und alle anderen Alternativen scheinen uns auch wenig sinnvoll.
Doch zum Glück bleibt uns das Durchpreschen durch die USA erspart. Nachdem wir zum Abschluss unserer Zeit in Kanada das wunderschöne Okanagan-Valley besuchten, ist der Osoyoos-Grenzübergang die für uns logische Wahl. Es ist ein kleiner Grenzübergang, von dem wir uns wenig Stau und eine entspannte Abwicklung versprechen, und wir werden nicht enttäuscht.
Bei der Frage nach zu verzollenden Gütern geben wir den Wein, den wir im Okanagan Valley gekauft hatten, sowie unsere zwei Dosen Bier, einige Früchte und das Bärenspray an. Der Grenzbeamte nickt lächelnd und interessiert sich nicht weiter.
Als wir für die Formalitäten ins Grenzgebäude gehen und unsere Pässe überreichen, fragen wir ganz freundlich, ob wir wohl erneute 90 Tage in den USA bleiben könnten. Das Land sei ja so groß und wunderschön, da reichen die wenigen Wochen niemals aus.
Die Beamtin fragt uns, was wir denn vorhätten, und wie unser Plan für die Ausreise aussieht und fragt dann, ob es reicht, wenn wir bis zum Januar bleiben dürfen. Das entspricht erneuten 90 Tagen und wir sind überglücklich. Zu Weihnachten sind wir sowieso schon auf der Baja verabredet also reichen die 90 Tage locker aus. Wir hatten uns das so viel schwieriger vorgestellt, doch sie war erst noch so freundlich - und unser Herbst in den USA kann beginnen.
Vierte Einreise in die USA - Visa Run aus Mexiko
Nach unserem Winter auf der Baja California und einigen Monaten auf dem Festland Mexikos sind wir ins Land verliebt und haben noch so viel von Mexiko, das wir noch sehen wollen. Doch die erlauben 180 Tage Aufenthalt in Mexiko laufen bald ab, also steht ein Visa-Run an. Unser ursprünglich gewähltes Reiseziel fällt ins Wasser und die einfachste Alternative ist es, für einige Tage nach Houston zu fliegen - also tun wir das.
Unser zweites I-94, das wir zuletzt bei der Einreise in die Lower 48 (dritte Einreise) eröffnet hatten, ist mittlerweile längst ausgelaufen und wir können ganz regulär in die USA einreisen. Diesmal über den Luftweg, was das Ganze zwar auf mexikanischer Seite etwas kompliziert macht, aber auf der US-Seite absolut entspannt abläuft.
Unser ESTA ist nach wie vor gültig, wir erhalten ein neues I-94 und wir verbringen einige tolle Tage in der erstaunlich grünen und (wenn man die Hitze ignoriert) lebenswerten texanischen Stadt.
Fünfte Einreise in die USA - Einreise über Texas
Nach einigen weiteren Monaten in Mexiko entscheiden wir uns, wegen der Regenzeit nicht weiter nach Zentralamerika zu reisen, sondern für den Sommer in die USA zurückzukehren und etwas Zeit in Kalifornien zu verbringen. Die tausenden Kilometer ist es uns wert - Distanzen sind mittlerweile relativ und das ist es uns wert.
Nach den ersten 1000 Kilometern in Richtung Grenze, zwei Tage bevor es in die USA gehen soll, der Schock. Wir erhalten eine E-Mail, die besagt, dass unser ESTA gecancelt wurde.
Kein Grund. Keine Information. Selbst an der angegebenen Hilfe-Hotline können sie uns nichts sagen.
Die einzige Option ist, dass wir ein neues ESTA beantragen und hoffen, dass es genehmigt wird. Da wir nicht mal den Grund für die Stornierung des ESTA kennen, können wir schwer einschätzen, wie unsere Chancen da stehen.
Aber probieren müssen wir es. Also gehen wir erneut den Prozess durch, zahlen erneut die Gebühren, und warten. Beim letzten Mal erhielten wir den positiven Entscheid innerhalb weniger Minuten, doch diesmal dauert es länger. Auch nach einer Stunde haben wir keine Informationen. Doch nach zwei Stunden kommt die Bestätigung: wir haben beide wieder gültige ESTAs und fahren erleichtert in Richtung Grenze.
Nur wenige Tage später sehen wir, dass wir wirklich Glück hatten. Eine Familie, die ebenso entlang der Panamericana unterwegs ist, hat 10 Tage auf die erneute Erteilung des ESTA nach einer unerwarteten Stornierung des ESTA warten müssen.
Bei der Einreise vom mexikanischen Monterrey aus über Texas gibt es drei bekanntere Grenzübergänge von Mexiko nach Texas, Laredo, Eagle Pass und Del Rio. In Laredo wird insbesondere die Grenze über die Laredo-Colombia Solidarity International Bridge bei Colombia empfohlen, da sie da wohl an Reisende mit Wohnmobil gewöhnt sind und das Verkehrsaufkommen auch erheblich geringer sein soll, als an den Grenzen näher an Laredo.
Wir entscheiden uns für den Colombia-Grenzübergang und tatsächlich läuft alles entspannt ab. Die angebrochene Milch und ein paar Eier interessieren die Grenzbeamten nicht, das Bärenspray ist weiterhin in Ordnung. Wir reisen ein und sind überrascht, wie schnell es ging.
Sechste Einreise in die USA - Unser 15-Minuten-Rekord
Einige Tage später wollen wir uns auf der Webseite des I-94 vergewissern, an welchem Datum wir denn wieder ausreisen müssen. Die Einreise ging so schnell, dass wir vergessen haben zu fragen.
Und da sehen wir es: die Einreise ging so schnell, weil der Grenzbeamte uns mit den verbleibenden Tagen von unserem Visa-Run (vierte Einreise) einreisen ließ und dementsprechend auch kaum Formalitäten notwendig waren. Die verbleibenden drei Wochen reichen aber nicht aus, um die vielen Kilometer Fahrt zu rechtfertigen und überhaupt auch in Kalifornien auszuspannen, wie wir es vorhaben.
Mittlwerweile hatten wir uns auch etwas weiterbewegt und befinden uns mittlerweile in Del Rio. Wir beschließen also kurzerhand an die Grenze zu fahren und nachzufragen, ob sich da etwas machen lässt. Probieren kann man es ja.
Es folgt die Enttäuschung.
Sobald die Einreise erfolgt ist, ist es nicht möglich, während des Aufenthaltes die Aufenthaltsdauer zu verlängern. Das System lässt es nicht zu, die Beamtin scheint aber auch nicht übermäßig motiviert. Aber was soll man machen. Auch als sie ihren Kollegen herbeiruft, bleibt sie dabei: da lässt sich nichts machen.
Außer: wir reisen aus und wieder ein. Und hoffen, dass uns der zuständige Grenzbeamte bei der erneuten Einreise die neuen 90 Tage gewährt. Doch sie will sich nicht festlegen, das hängt vom Grenzbeamten bei der Einreise ab, es kann auch sein, dass er nein sagt.
Wir entscheiden uns, es zu probieren. Wir fahren über die Grenze zur mexikanischen Grenze. Als wir da nach unseren Absichten gefragt werden, erklären wir den Beamten die Situation und sagen, dass wir eigentlich nur aus den USA raus wollen, um wieder einzureisen und hoffentlich neue 90 Tage genehmigt erhalten.
Die mexikanischen Beamten lachen nur, sagen uns, wo wir wenden können, und lassen uns wieder in Richtung USA fahren. Wir nähern uns dem Grenzbeamten und erklären ihm erneut unsere Situation. Er mustert uns skeptisch und blickt zum Gebäude, wo die Grenzbeamtin sitzt, mit der wir gesprochen hatten. Dann holt er einen orangen Block hervor, kritzelt etwas drauf und reißt einen Zettel ab, den er unter unsere Scheibenwischer klemmt. Wir sollen zur Seite fahren, unser Fahrzeug wird durchsucht. Wir dürfen nicht dabei sein und müssen im Grenzbüro warten.
Durch die Fenster sehen wir, wie sie unseren mittlerweile mit Einkäufen gefüllten Kühlschrank durchsehen. Fleisch, Käse, Milch, Eier, der ganze Wocheneinkauf ist drin und während sie einzelne Dinge herausholen und beäugen, hoffen wir nur, dass wir nicht alles abgeben müssen. Dann lachen sie und schließen den Kühlschrank. Erst später bemerken wir, dass zwar keine Lebensmittel eingezogen haben, sie aber während des Schließens unserer Hecktüre unsere da hängenden Handtücher durchlöchern. Es geht wohl doch nicht ohne Kollateralschaden.
Immerhin werden wir irgendwann auch vom Grenzbeamten aufgerufen, der offensichtlich mit der Beamtin gesprochen hat, mit der wir davor gesprochen hatten. Er fragt uns erneut, ob wir 90 Tage im Land bleiben wollen. Höflich sagen wir, dass wir uns sehr freuen würden - immerhin wollen wir in Kalifornien surfen und die Reise dahin auch etwas genießen.
Und dann, nachdem wir nur für wenige Minuten aus den USA ausgereist waren, erhalten wir die Zusage für erneute 90 Tage im Land. Es wird ein neues I-94 ausgestellt und wir dürfen fahren. Wir hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, doch es hat tatsächlich geklappt.
Fazit
Dennoch darf man nicht vergessen, dass die Entscheidung über die Einreise und Aufenthaltsdauer immer noch jedes Mal bei den Grenzbeamten liegt. Diese können die Einreise jederzeit komplett verweigern oder auch keine neuen 90 Tage erteilen.
Grundsätzlich ist es immer ratsam, an Grenzübergängen einige Dinge einzuhalten und diese gut vorbereitet anzugehen.
- Stets höflich und freundlich sein
- Adresse des ersten Übernachtungsplatzes bereit halten - idealerweise einen Campground heraussuchen, selbst wenn man da am Ende doch nicht übernachtet.
- Einen groben Plan der Aufenthaltsdauer und gesamten Reise haben, am besten mit einem konkreten Ausreisedatum oder -grund. Es ist nicht zwingend Buchung notwendig, auch eine Vereinbarung und Familie oder Freunden (z.B. Weihnachten auf der Baja California) kann helfen.
- Alle Papiere griffbereit halten
- Zu deklarierende Ware angeben (Lebensmittel, Bärenspray, Alkohol, etc.)
Dass es keine Garantie gibt, bestätigen einige Geschichten anderer Reisenden. Mehrfach haben wir gehört, dass es bei ihnen nicht auf Anhieb geklappt hat. Da half es meist, den Schichtwechsel der Grenzbeamten abzuwarten und es danach bei einer anderen Person zu probieren, oder die Einreise an einem anderen Grenzübergang abzuwickeln - was vielleicht gefühlt die Chancen erhöht, aber abgesehen vom Zeitverlust auch oft eine Fahrt von hunderten Kilometern bedeutet und mit zusätzlichen Spritkosten verbunden ist.
Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es bei uns auch in solchen Extremen wie bei der letzten Einreise funktioniert hat und wir werden uns zukünftig auch mehr darauf achten, auf welche Art wir einreisen, und ob ein neues I-94 ausgestellt wird.
Aber zumindest nimmt es viel von der Unsicherheit an US-Grenzen und zeigt ein wenig, wie sehr sich Praxis und Theorie unterscheiden können.
Schreibt uns gerne in den Kommentaren dieses Blog Posts über eure eigenen Grenzerfahrungen. Das kann auch anderen Reisenden helfen.