Starlink von 230 V auf 12/24 V umrüsten
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Überall online sein, im Internet surfen, mobiles Arbeiten von egal wo.
Klingt praktisch, doch in der Umsetzung war das nicht immer so einfach.
Zu oft muss man sich zwischen ruhigen Plätzen in der Natur und gutem Internet entscheiden, denn Funklöcher und langsame Datenübertragung diktieren den Standort fürs Internet unterwegs. So war es zumindest bis vor kurzem.
Besonders auf der Panamericana-Reise haben wir Starlink zu schätzen gelernt, und für uns steht fest: seit wir uns in Mexiko Starlink zugelegt haben, wollen wir es nicht mehr missen. Aber auch Freunde in Europa berichten, dass sie großen Mehrwert darin sehen, und mittlerweile ist der Preis für den mobilen Tarif z.B. in Deutschland mit 59 € / Monat sogar tiefer als in Mexiko (wir zahlen ca. 69 € im Monat).
Wir nutzen übrigens Starlink der 2. Generation* und beziehen uns auch in diesem Beitrag stets auf Gen2.
In Nord- und Zentralamerika hatten wir jedenfalls überall Empfang zum Starlink-Internet, selbst im offiziell noch nicht erschlossenen Belize und Nicaragua (offizielle Verfügbarkeits-Karte von Starlink).
Vor- und Nachteile von Starlink
Für uns überwiegen die Vorteile klar, auch wenn man beim Nutzen von Starlink einige Dinge beachten sollte.
Die Vorteile von Starlink
Internet, egal wo man ist
Der Hauptvorteil ist eindeutig die standort-unabhängige Interneverbindung. Starlink läuft nämlich über ein eigenes Satelliten-Netzwerk und ist so vom Mobilfunknetz unabhängig. Und das Netzwerk, das zu SpaceX unter Elon Musk gehört, wird weiter ausgebaut. In regelmäßigen Abständen werden weitere Satelliten ins All geschossen.
Stabile und schnelle Internetverbindung
Anders als viele Mobilfunkverbindungen, ist das Starlink-Internet grundsätzlich extrem stabil. Das Satelliten-Internet kann genutzt werden, sobald die Satelliten-Schüssel freie Sicht zum Himmel hat. Funklöcher oder schlechter Empfang im Mobilnetz sind damit kein Thema mehr.
Außerdem ist das Internet auch sehr schnell. Wir laden regelmäßig hohe Datenmengen ins Internet und Starlink hat uns bisher selten enttäuscht. Auch Videotelefonie oder Streaming ist damit gar kein Problem.
Offiziell schafft Starlink 2Gen (die Starlink-Version, die wir haben) bis zu 200 mBit/s im Download. In der Realität sind es bei uns meistens um die 100 mBit/s - 130 mBit/s, aber auch das ist weit mehr als wir in den meisten WLAN-Netzen oder über Mobilfunktarife finden.
Einfache Installation
Auch wenn Satelliten-Internet für viele noch neu ist, ist das Einrichten des Systems und die Installation sehr einfach und innerhalb weniger Minuten abgeschlossen.
Die größte Unsicherheit schaffte eher, dass das WLAN-Netz von Werk als “stinky” benannt war, doch dank des einfachen plug’n’play ist alles sehr intuitiv.
- Starlink-App auf dem Handy installieren
- Geräte miteinander verbinden
- Die Schüssel unter freiem Himmel aufstellen
- Strom anschließen
von Werk wird eine 110 V / 230 V Steckdose benötigt.
Starlink fängt an, automatisch den Empfang zu den Satelliten aufzubauen. - mit WLAN-Netz “stinky” verbinden
- in der App etwaige Einstellungen vornehmen (z.B. WLAN-Netz umbenennen)
Ein einfacher Vertrag ohne Bindung
Wir hatten viel Kleingedrucktes und Hintertüren erwartet, doch der Vertrag ist sehr simpel aufgebaut. Solange man Starlink nutzt, zahlt man den monatlichen Tarif. Nutzt man Starlink für eine Weile nicht, kann man den Vertrag jederzeit pausieren, oder auch ganz kündigen, ohne Kündigungsfrist oder feste Vertragslaufzeit.
Nur schon, dass damit auch der Kauf einzelner SIM-Karten in den einzelnen Ländern wegfällt, ist ein großer Vorteil.
Insgesamt kann man die Vorteile für uns so zusammenfassen
- Internet egal wo man ist
- Stabile Internetverbindung
- Einfache Installation
- Ein einzelner simpler Vertrag ohne Bindung
Die Nachteile von Starlink
Funktioniert nur mit freier Sicht auf Himmel
Besonders in bewalteten oder dicht besiedelten Gebieten mit vielen hohen Gebäuden kommt Starlink an seine Grenzen, denn die Schüssel braucht freie Sicht zum Himmel, um sich mit den Satelliten verbinden zu können. Auch wenn einzelne Äste die Sicht nur teilweise einschränken, kann es zu Unterbrechungen der Verbindung und Rucklern kommen.
Von Werk wird ein 15 m langes Kabel mitgeliefert, womit man den Radius definitiv gut erweitern kann. Allerdings reicht auch das nicht immer aus.
Hoher Platzbedarf
Die Schüssel allein benötigt bereits ziemlich viel Platz, doch vor allem das Standbein steht in einem gewissen Winkel ab, selbst wenn es im “Verstauen-Modus” flacher angewinkelt wird. Diese unhandliche Form macht das Verstauen der Schüssel sehr ineffizient.
Der Router ist da zwar besser geformt, doch ebenso erstaunlich groß. Das Design verlangt außerdem, dass der Router vertikal aufgestellt wird, und er lässt sich auch nicht von sich aus fest anbringen. Das ist besonders im Camper nicht immer praktisch.
Außerdem ist auch die X-förmige Halterung, wir nennen sie den Fuß, relativ groß und schwer. Das ermöglicht zwar einen festeren Stand, selbst bei Wind und Regen, doch der Platzbedarf ist damit größer.
Freier Zugang zur App auch für Dritte
Die Starlink-App ist sehr einfach in der Anwendung und ist auch ohne technische Kenntnisse sehr gut nutzbar. Allerdings hat das auch einen Nachteil, denn die App ist für unseren Geschmack etwas zu leicht zugänglich.
Alle, die nämlich Zugang zum WLAN-Netz haben, können auch alle Funktionen der App zum entsprechenden Netz nutzen. So können also alle, die im Netz eingeloggt sind, z.B. das Zugangspasswort ändern oder andere Einstellungen vornehmen. Meisten vertraut man den Menschen, denen man den Zugang zum WLAN-Netz gibt, aber ideal ist es trotzdem nicht.
Hoher Stromverbrauch
Starlink läuft ab Werk auf 110 V bzw. 230 V, auch die mobile Variante. Das bedeutet, dass der Strom im Wohnmobil von 12 V auf die entsprechende Spannung hochgewandelt werden muss. Der an sich schon hohe Verbrauch wird also durch den Wechselrichter und die da entstehenden Verluste also noch vergrößert.
Beim Starten ist der Strombedarf kurzzeitig mit bis zu 100 W etwas höher. Sobald sich die Schüssel ausgerichtet hat und sich das Netzt anfängt zu stabilisieren, liegt der Stromverbrauch bei ca. 45-50 W. Besonders wenn man das Internet über längere Zeit nutzt, zieht das schon kräftig an den Stromreserven.
Hätten wir beim Vanausbau gewusst, dass wir uns später Starlink zulegen, hätten wir definitiv eine größere Aufbaubatterie eingebaut, und/oder mehr Solarkapazität eingeplant.
Mittlerweile haben wir unser Starlink-System aber auf 12 V umgerüstet und verbrauchen ca. 35% weniger Strom mit Starlink. Wie wir das gemacht haben, lest ihr im folgenden Abschnitt.
Der psychologische Effekt
Wir wollen nicht komplett unerwähnt lassen, welche Auswirkungen immer verfügbares Internet auch in psychologischer Hinsicht auf uns hat.
Das überall verfügbare Internet vereinfacht uns das Leben sehr. Vor allem müssen wir auf der Suche nach Internet und WLAN nicht mehr wegen der Arbeit in Städte fahren, sondern können von überall arbeiten.
Allerdings bleibt man auch schneller mal in Internet hängen und verbringt teilweise mehr Zeit online, als man es tun würde, wenn man es sich einteilen muss. Im Gegenteil, wie oft denken wir “wenn Starlink schon mal läuft…”.
Wir versuchen daher, uns bewusst Zeit zu nehmen, in der wir offline sind.
Zusammenfassend sind das für uns die Nachteile
- Funktioniert nur mit freier Sicht auf Himmel
- Hoher Platzbedarf
- Freier Zugang zur App auch für Dritte
- Hoher Stromverbrauch
- Der psychologische Effekt
Umbau auf 12/48 V
Der vorhin erwähnte hohe Strombedarf der Werkslösung von Starlink hat findige Tüftler motiviert, eine Lösung zum Betrieb auf 12 V zu finden. Mittlerweile gibt es sie auch, und die Variante, für die wir uns entschieden haben, belässt auch alle Teile im Originalzustand, was das Fortlaufen der Garantieleistungen sichert und jederzeit ermöglicht, wieder zum ursprünglichen System zurückzukehren und dieses mitzunehmen.
Tatsächlich ist uns mit dem Umbau gelungen, beim Betrieb von Starlink etwa 35% weniger Strom zu verbrauchen, was besonders bei längeren Betriebszeiten sehr stark spürbar ist. Aktuell kommen wir nach der ersten Stabilisierung auf eine Leistung von ca. 35 W.
Starlink im Wohnmobil mit dem Werksystem
Das Prinzip ab Werk ist sehr simpel und durch plug’n’play ganz einfach mit den mitgelieferten Kabeln über eine übliche Schuko-Steckdose betriebsfertig.
Da der Strom im Wohnmobil i.d.R. auf einer Spannung von 12 V oder 24 V läuft, muss dieser über den Wechselrichter erst auf 110 V bzw. 230 V hochgerechnet werden.
Dabei entstehen Verluste, die im Prinzip unnötig sind, denn die Gen2 Satellitenschüssel benötigt für den Betrieb lediglich 48 V. Deshalb ist mit einigen Hilfsmitteln der Umbau auf eine tieferen Spannung möglich, wodurch nach unseren Schätzungen etwa 35% des Stroms eingespart werden kann.
Starlink im Wohnmobil mit 12/48 V
Das Prinzip ist einfach. Da es sich genau genommen um eine Lösung mit 48 V Betriebsspannung handelt (auch wenn sich 12 V im Sprachgebrauch etabliert hat), wird statt des 230 V Wechselrichters ein viel kleinerer, sparsamerer 48 V Wechselrichter* verwendet. Dieser wandelt 12 V oder 24 V auf 48 V um.
Das allerdings führt dazu, dass der Werks-Router von Starlink nicht mehr funktionsfähig ist und ein anderer Router angeschlossen werden muss. Wir nutzen dafür den Archer C80 Dualband WLAN-Router* von TP-Link und sind damit soweit sehr zufrieden, u.a. weil dieser einem auch ermöglicht, passwort-geschützte WLAN-Netze einzurichten. Das ist besonders nützlich, wenn man das WLAN-Netz mit anderen teilen möchte, sich aber dennoch absichern möchte. Alternativ könnte man auch diesen viel kleineren GL-AXT1800 Router*, optional auch mit Wandhalterung* verwenden.
Um sicherzustellen, dass nicht nur Strom, sondern eben auch Daten durch die Leitungen geleitet werden, benötigt es noch einen PoE Injector*, am besten mit Überspannungsschutz.
Damit dann noch das Starlink-Kabel der Schüssel mit dem ganzen System kompatibel ist und angeschlossen werden kann, haben wir diesen Kabeladapter* verbaut.
Der Übersicht halber listen wir hier nochmal die verbauten Teile auf.
- Wechselrichter 12/24 V zu 48 V*
- TP-Link WLAN-Router*
- PoE Injector mit Überspannungsschutz*
- Kabeladapter auf RJ45*
- Starlink Dish der 2. Generation*
Außerdem empfehlen wir, das ganze System noch zusätzlich mit einer Sicherung zu sichern. Wir haben diese Sicherungsbox* verbaut, da unsere anderen Sicherungen bereits alle belegt waren.
Außerdem findet ihr hier* weiteres Zubehör und Werkzeug, das für den Umbau nützlich sein kann.
Neue Weiterentwicklungen
Mittlerweile haben die Hersteller ihre Teile weiterentwickelt und statt den vielen Einzelteilen. So wird zum Beispiel der PoE Injector mit dem 48 V Wechselrichter in einem PoE Injector & Boost-Konverter* kombiniert und anstelle des PoE Injectors geschaltet.
Umbau mit Flachhalterung
Um den Komfort und Nutzbarkeit von Starlink mit dem Wohnmobil weiter zu erhöhen, gibt es mittlerweile auch Möglichkeiten, die Starlink-Schüssel flach und fix aufs Dach des Campers zu montieren.
Über die Jahre hinweg wurden nämlich so viele Satelliten ins All geschickt, dass sich die Schüssel gar nicht mehr groß ausrichten muss, um das Satellitensignal zu empfangen. Tatsächlich steht unsere Schüssel seit einiger Zeit schon immer praktisch horizontal nach oben ausgerichtet auf dem Dach. Also kann man die Schüssel auch flach und fix aufs Dach montieren, ohne Einbussen in der Signalstärke.
Vorteile der flachen Montage
- kein zusätzlicher Lagerplatz benötigt, wenn nicht im Gebrauch
- kein Auf- und Abbauen mehr nötig, die Schüssel ist stets in Position
Dazu muss die Schüssel aufgeschnitten und entsprechend modifiziert werden. Wir persönlich würden uns das selbst nicht zutrauen und lieber auf Profis vertrauen. LinkGear* ist eines der Unternehmen, die sich auf diese Art von Umbauten spezialisiert hat und den Umbau der Starlink-Schüssel* anbietet.
Außerdem haben sie eine hochwertige, eigens entwickelte Halterung*, mit der die modifizierte Schüssel flach auf dem Dach befestigen werden kann, während sie gleichzeitig geschützt wird.
Die Montage kann z.B. durch Airline-Schienen* erfolgen, oder aber auch mit starken Magneten*, was es einfacher machen würde, die Schüssel flexibel rauf- und runter zu nehmen.
Ein solcher Umbau erhöht den Komfort extrem, allerdings sind natürlich auch einige Kompromisse notwendig.
Nachteile der flachen Montage
- Verfall der Garantieleistungen von Starlink
- ist die Schüssel fix, kann sie nicht mehr weg von Bäumen oder anderen Hindernissen positioniert werden, während der Camper stehen bleibt.
- Platz auf dem Dach ist dauerhaft belegt
Wie bei so vielen Dingen ist es also auch hier eine Sache der eigenen Prioritäten und der Kompromisse, die man eingehen möchte. Wir finden jedenfalls großartig, wie viele Möglichkeiten es mittlerweile gibt, um Starlink auf die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen.
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1 Kommentar
Welcher Wechselrichter 12V auf 110 V ist unempfindlich gegen eine Eingangsspannung welche von 12. – 19V variiert🤔