1800 km Schotterpiste auf dem Dempster Highway
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Bevor man den Dempster Highway nicht gefahren ist, weiß man nicht, was einen erwartet.
So haben wir uns zumindest gefühlt, denn die Erzählungen anderer Reisender beschreiben alles und doch nichts, auf einer Skala zwischen Horrorstraße bis traumhaftester Panoramaroute, die sie je gefahren sind.
Und auf ihre Art haben auch alle Recht. Der Dempster Highway bis Inuvik und die Verlängerung bis Tuktoyaktuk (auch Tuk) sind fordernd, nicht nur für das Fahrzeug, sondern auch für die Nerven. Die üblichen Kollateralschäden sind platte Reifen und Steinschläge in der Windschutzscheibe, und damit sollte man auch zufrieden sein.
Davon abgesehen findet man auf der Route wunderschöne Natur, von Bergen über Flusslandschaften bis hin zu weiten, See-gesprenkelten Tundraebenen. Es ist auf jeden Fall mehr als nur die Fahrt an den nördlichsten Punkt, der in Kanada mit dem Fahrzeug erreicht werden kann.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, wenn möglich, die Route nicht alleine zu fahren, denn wenn ein Fahrzeug Probleme hat, kann man sich mit dem zweiten Fahrzeug aushelfen. Man ist zwar selten wirklich alleine, alle 30 Minuten fährt ein Auto vorbei und die Kanadier sind sehr hilfsbereit, doch so muss man keine Fremden bitten, einen hunderte Kilometer mit dem Kanister zur nächsten Tankstelle oder mit dem kaputten Reifen zur nächsten Werkstatt zu fahren. Danke an dieser Stelle für die tolle Gesellschaft an Sonja und Yanick, mit denen wir diese Reise machen durften.
Der Dempster Highway an sich ist eine Schotterstraßen mit stellenweisen Schlaglöchern. Der Zustand war, als wir ihn im Sommer 2022 gefahren sind,
Ausrüstung
Damit als erstes zur Ausrüstung und was man bei Abfahrt braucht:
- Mindestens ein Ersatzrad (mit Felge) ist ein Muss und man sollte wissen, wie man es wechselt. Das setzt natürlich auch entsprechendes Werkzeug voraus.
- Voller Frischwassertank
- Voller Diesel-/Benzintank
- Die weiteste Strecke ohne Tankstelle ist etwa 390 km.
- Genügend Nahrungsmittel für einige Tage
- Grundnahrungsmittel sind unterwegs erhältlich, jedoch sehr teuer.
- Bargeld für mind. 1 Tankfüllung
- Es steigen öfters mal das Netz und die Zahlterminals aus (meist für max. 1 Tag)
- Mückenspray
- Je nach Jahreszeit warten hier extrem viele Mücken auf die Reisenden.
- ein Windschutzscheiben Repair Kit (im Baumarkt oder Kfz-Teilehändler erhältlich)
- ein Reifenflickset (im Baumarkt oder Kfz-Teilehändler erhältlich)
- ev. Feuerholz für Lagerfeuer an den schönen Stellplätzen
- unter Beachtung der lokalen Brandgefahrenstufe und der Regulierungen des Holztransports.
Tankstellen
Eine der ersten Fragen, die man sich stellt ist die Häufigkeit der Tankstellen.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall mit möglichst vollem Tank aus loszufahren. Unterwegs gibt es Tankstellen in- Eagle Plains (KM 369)
- Fort McPherson (KM 550)
- Inuvik (KM 736)
- Tuktoyaktuk (KM 882)
Als wir die Strecke fuhren, war das Tanken in Fort McPherson und Tuktoyaktuk am günstigsten, wenn möglich empfehlen wir also bei Eagle Plains durchzufahren und erst in Fort McPherson zu tanken.
Für günstigeres Tanken in Inuvik und Tuk empfehlen wir beim Visitor Center in Inuvik vorbeizugehen. Wir haben da neben gratis Kaffee und Tipps für Sehenswürdigkeiten in Inuvik auch einen 5% Rabatt Gutschein erhalten, einlösbar in Inuvik oder Tuk, wobei es in Tuk nochmal günstiger kommt. Hoffentlich behalten sie diese großzügige Geste noch eine Weile so bei.
Fähren
Es gibt zwei Stellen, an denen die Straße endet und nur mithilfe von Fähren übergesetzt werden kann. Diese sind i.d.R. bis spät abends in Betrieb, jedoch ändern sich die Zeiten manchmal, es empfiehlt sich also vor der Abreise nachzufragen.
- KM 539 Peel River Ferry
- KM 608 McKenzie River Ferry
Aktuelle Infos zu Wetter, Straßenbegebenheiten, etc. gibt’s lokal im Dempster Highway Visitor Center in Dawson City.
Reifen- & Scheibenreparaturen
Sollte es einen erwischen und ein Reifen platt gehen oder die Windschutzscheibe einen Steinschlag bekommen, so gibt es diverse Möglichkeiten sich zu helfen.
Bei einem Steinschlag an der Windschutzscheibe empfiehlt es sich, die Scheibe mit einem Schnell-Reparaturset, das man vorab beim Baumarkt/Kfz-Teilehändler kauft, zu versiegeln, damit sich während der weiteren Fahrt kein Riss bildet. Danach kann wenn nötig eine Reparatur in einer Werkstatt vorgenommen werden.
Weitere Infos und Tipps rund ums Reisen mit dem Camper in Kanada findet ihr in unserem eBook.
Sehenswürdigkeiten
Ob man bis zum Schluss fährt, oder nicht, es gibt einige Orte unterwegs, die ebenfalls einen Halt wert sind.
KM 75: Tombstone Territorial Park
Ein Highlight entlang der Route ist definitiv der Tombstone Territorial Park. Hier gibt es nicht viele Trails, doch der naturbetonte Park gibt Informationen zum backcountry hiking, also querfeldein-Wandern, anhand von Wegbeschreibungen, Karten, Bewuchs. Es ist in der Tundra definitiv anstrengender, doch es ist eine tolle Erfahrung und es gibt auch hier gut machbare Optionen (z.B. den Surfbird Peak). Weitere Infos auf der Seite des Yukon Territories.
Außerdem findet man im Campingplatz des Tombstone Territorial Park einfache Infrastruktur mit schönen Plätzen zum Übernachten mit Lagerfeuer.
KM 405: Arctic Circle
An dieser Stelle kreuzt die Straße den nördlichen Polarkreis auf 66° 33′ 55″. An den Tagen der Sonnenwende, also am 21. Juni und 23. September, geht hier die Sonne nicht unter. Um das Erreichen dieses Punktes zelebrieren zu können, wurde hier eine entsprechende Tafel errichtet.
KM 465: Der Wright Pass
Der Wright Pass bildet die Grenze zwischen dem Yukon Territory und den Northwest Territories. Auf dieser Anhöhe bietet sich eine unglaubliche Aussicht über die Route des Dempster Highway, die karge Natur auf den Hügeln und Bergen, die schier unendliche Weite.
Hier haben wir auch eine Nacht verbracht und nach einem wärmenden Lagerfeuer haben wir so gut geschlafen wie selten.
KM 135 (Inuvik - Tuk): Pingo National Landmark Viewpoint
Von diesem Aussichtspunkt aus hat man beste Sicht auf einige der Pingos, die das Bild der Landschaft so stark prägen. Die kleinen, kegelförmigen Hügel sind im Permafrostböden entstandene Erdhügel. Im Inneren verbirgt sich ein gefrorener Eiskern, das äußere ist oft von der hier typischen tiefen Vegetation überwachsen. Der größte Pingo Kanadas hat einen Durchmesser von 1000 m, die meisten sind aber wesentlich kleiner. Auch in Europa gibt es Gebiete mit Pingos, die meisten und größten sind aber auf Grönland zu finden.
KM 140 (Inuvik - Tuk): Der Arktische Ozean
Am Ziel angekommen. Hier endet die Straße und man wird eingeladen, den Zeh ins Wasser zu halten. Das Baden ist hier nicht gestattet, da sich hier auch traditionelle Fischgründe befinden. Wenn man sich aber ganz in das Wasser stürzen möchte, kann man das an der Landzunge bei Grandma’s Kitchen (69.442448, -133.041560) tun. Hier gibt es danach auch Fish & Chips oder aber auch getrocknetes Walfleisch oder weitere lokale Traditionsspeisen zum Probieren.
Auf der ganzen Route kann man übrigens auch einigen Tieren begegnen, wie zum Beispiel Rentieren, Rehen, Elchen aber auch Bären, v.a. Grizzlies. In diesem Beitrag kannst du nachlesen, wie du dich bei Bären richtig verhältst.