Verschiffung nach Montevideo, Uruguay

Nach so langem Entgegenfiebern geht es endlich nach Südamerika.

So viele Fragen kommen auf. Was gilt es, bei der Verschiffung zu beachten? Wie müssen wir unseren Van vorbereiten? Was darf mit, was nicht? Und wie läuft das Verladen und danach die Abholung ab?

Da wussten wir noch gar nicht, was alles schief gehen würde. Damit dir nicht dasselbe passiert, kommt hier unser Erfahrungsbericht.

Falls du nicht viel lesen möchtest und lieber ein Video schauen, haben wir alles in unserem Vlog dokumentiert.

Planung der Verschiffung

Verschiffung über RoRo oder Container

Falls du dich erst noch fragst, ob du RoRo (Roll on - Roll off) oder im Container verschiffen sollst und was hier die Vor- und Nachteile sind, lies gerne unseren Blogbeitrag dazu durch.

Häufig gelten Verschiffungsrouten nach Südamerika als risikoreicher, was potenziellen Diebstahl angeht. Es gibt Fälle, in denen bei der RoRo-Verschiffungen Autos aufgebrochen, und Dinge entwendet wurden.

Bei unserer ersten Verschiffung, von Hamburg nach Halifax, haben wir bei unserer RoRo-Verschiffung eine Trennwand eingebaut und die Türen des Wohnraums von innen mechanisch verriegelt. Da war das Risiko eines Einbruchs geringer, und tatsächlich blieben wir vor Diebstahl verschont.

Diesmal entschieden wir uns sicherheitshalber aber für eine Verschiffung im Container, obwohl wir einen Sprinter mit Hochdach und Dachträger haben. Natürlich erfährt ihr hier auch, wie wir den hohen Sprinter in den Container reinbekommen haben.

Auswahl des Hafens

Häfen in Südamerika

Als erstes muss man sich bei einer Verschiffung nach Südamerika überlegen, wo man denn hinverschiffen möchte. Die am häufigsten angesteuerten Häfen sind Cartagena in Kolumbien, Montevideo in Uruguay, und Buenos Aires in Argentinien.

Welchen Hafen man am besten ansteuert, kann man von folgenden Faktoren ableiten:

  • welche Route möchte man fahren und in welche Richtung?
  • zu welcher Jahreszeit will man da sein?
    Auf der Südhalbkugel sind die europäischen Wintermonate die wärmsten, das ist vor allem in Feuerland eine wichtige Überlegung
  • Verschifft man RoRo oder im Container?
    Gerade Montevideo und Buenos Aires haben hier unterschiedlich hohe Gebühren.
  • Wie ist die Abwicklung (mit Abholung, Zoll, etc.) vor Ort?
    Jeder Hafen wird anders betrieben, die gesetzlichen Bestimmungen sind von Land zu Land unterschiedlich.

Da wir in Südamerika erst Feuerland im dortigen Sommer bereisen und danach mit etwas mehr Zeit in Richtung Norden fahren wollten, war für uns die Wahl von Montevideo oder Buenos Aires klar. Zwischen den beiden liegen verhältnismäßig wenige Kilometer aber da uns in Montevideo geringere Hafengebühren für das Containerhandling erwarteten, fiel unsere Wahl auf Montevideo in Uruguay.

Spediteure und Buchung

Die Verschiffung kann über verschiedene Spediteure gebucht werden und es gibt verschiedene Vor- und Nachteile bei den Anbietern. Die klassischen und bekannten sind Overlander Shipping, Seabridge, IVSSUK und Overland Embassy, doch es gibt einige weitere Spediteure, die auf das Verschiffen von Wohnmobilen und Campern spezialisiert sind.

Wir empfehlen, einige Monate im Voraus die in Frage kommenden Spediteure anzuschreiben und ein Angebot einzuholen. Die Preise können je nach Spediteur variieren.

Der Preis setzt sich aus den Preisen bei der Reederei, den Hafengebühren, und vom Agenten am Zielhafen zusammen. Er leitet sich von folgenden Faktoren ab:

  • Route, d.h. Start- und Zielhafen
  • Größe des Fahrzeugs in m3
  • Verschiffung über RoRo oder im Container (wobei der Container und somit ein Teil der Kosten je nach Größe des Fahrzeugs auch mit anderen Reisenden geteilt werden kann)

Bei der Buchung empfehlen wir, auf folgendes zu achten.

  • Am besten einige Monate im Voraus Angebote anfragen, denn einige Spediteure sind nicht unbedingt für kurze Antwortzeiten bekannt.
  • Die Buchung kann (nach Verfügbarkeit) danach noch verschoben werden.
  • Manchmal erfolgt eine Anzahlung, der finale Betrag wird meist erst fällig, wenn der Wagen auf dem Schiff ist.
  • Die Route sollte möglichst wenige Zwischenstopps beinhalten, denn jeder Zwischenstopp bietet Potenzial für Komplikationen.

Was darf mit in den Camper?

Ist die Buchung erfolgt und der Verschiffungstermin rückt näher, geht es an die Vorbereitung des Campers. Eine vollständige Liste und Informationen für die Vorbereitungen sollte man am besten beim Spediteur einholen, da es je nach Spediteur, Route und Reederei Unterschiede gibt. Hier schon mal ein grober Überblick:

  • keine frischen Lebensmittel oder andere verderbliche Dinge wie Pflanzen im Camper mitführen
  • möglichst keine Wertgegenstände im Camper lassen und wenn doch, dann versteckt und schwer zugänglich
  • der Camper muss für die RoRo-Verschiffung blickleer sein, doch auch im Container sollte der Camper keine losen Gegenstände beinhalten, denn auf dem Schiff kann es schaukeln.
  • Schränke und Schubladen am besten sichern, sodass sie bei starkem Wellengang nicht aufgehen
  • Je nach Route und Dauer lohnt es sich, Entfeuchter zu platzieren (alternativ funktioniert auch Poolsalz)
  • Vorgaben zur Tankfüllung beachten (i.d.R. maximal 20 - 25 % voll)
  • Propan- oder Butangasflaschen müssen in der Regel leer sein
  • je nach Reederei ist das Verschiffen von Lithiumbatterien bei RoRo nicht gestattet. Es gibt aber Alternativen (z.B. bei anderen Reisenden im Container mitverschiffen, Anschaffung erst am Zielort wenn verfügbar (!))

Wie ist das mit der Fahrzeug- und Containerhöhe?

Die Höhe der Container und der Fahrzeuge bei der Containerverschiffung ist immer wieder ein großes Thema.

Sprinter bei Verladen in Container

Am meisten lohnt sich meist finanziell, mit einem 40 ft HC (high cube) Container zu verschiffen, da der Preis nicht so viel größer als beim 20 ft Container ist und so am ehesten die Kosten mit einem Containerbuddy geteilt werden können.

Der 40 ft HC Container hat theoretisch eine Höhe von ca. 2,89 m, doch wegen der Stabilität ist die Einfahrtshöhe bei den Türen geringer, nämlich nur 2,58 m.

Ist ein Fahrzeug nur um einige cm höher als 2,58 m, gibt es einige Tricks, die man anwenden kann, um die Höhe zu verringern und doch in den Container zu passen. Jede Maßnahme allein macht nur einen kleinen Unterschied aus, doch kombiniert man einige davon, kann man durchaus einen Unterschied von ca. 8 cm erreichen.

  • Luft aus den Reifen lassen - hier den Mindestdruck gem. Hersteller beachten. Lange Standzeiten auf platten Reifen können sie nachhaltig schäden und unbrauchbar machen
  • Dachluke oder Ventilatorhaube abmontieren
  • Dachträger abmontieren oder modifizieren (wir haben die Reling unseres Dachträgers abgesägt und schrauben sie später wieder an)
  • zusätzliches Gewicht mit Sandsäcken generieren (ist nicht sonderlich effektiv, außer man schleppt einige hundert kg an)
  • Die Stoßdämpfer mit Spanngurten zusammenspannen
  • Holzfelgen anfertigen lassen und montieren; die eigentlichen Räder im Innenraum transportieren
  • kleinere Felgen mit abgenutzten Reifen montieren, die nach der Verschiffung entsorgt werden können (am besten vorher informieren, wo man sie am Zielort fachgerecht entsorgen kann)
  • Während des Verladens können sich kräftige Personen an den Van hängen und nochmal 1-2 cm herausholen.

Prozess bei Abgabe des Fahrzeugs am Hafen

Je nach dem, von wo aus man verschifft, gibt es möglicherweise noch lokale Bestimmungen, die für die Ausfuhr des Fahrzeugs erfüllt werden müssen. Bei der Verschiffung aus Panama zum Beispiel muss über die Polizei und den Zoll eine Ausfuhrgenehmigung eingeholt werden. Den Prozess dazu beschreiben wir in einem einzelnen Blog, denn der hat es in sich.

Verschifft man RoRo aus Deutschland, ist der Prozess am Hafen relativ simpel und im Groben ist er an den meisten Häfen ähnlich. Wir haben ihn in unserem Blog über unsere Kanada-Verschiffung bereits im Detail beschrieben, aber hier nochmal ein Überblick.

Diese Dinge sollte man in jedem Fall dabei haben:

  • Ausweis des Fahrers
  • Fahrzeugausweise
  • je nach Hafen: Warnweste für alle Personen, die den Hafen betreten
  • je nach Hafen: zusätzliche Dokumente für die Ein-/Ausfuhr des Fahrzeugs

Der Prozess läuft bei RoRo grundsätzlich so ab:

  • Am Hafenbüro wird die Ankunft angemeldet
  • Die Dokumente des Fahrzeugs werden geprüft und bestätigt
  • Der Fahrzeughalter fährt gemäß den Anweisungen auf das Hafengelände an den Ort, wo das Fahrzeug abgestellt werden soll
  • Fahrzeug abstellen:
    • Fenster & Türen schließen
    • Rückspiegel einklappen
    • Fahrzeug abschließen
  • Der Fahrzeugschlüssel (ev. auch Kabinenschlüssel) übergeben
  • Das Hafengelände verlassen

Bei der Verschiffung mit einem Container läuft der Prozess folgendermaßen ab:

Verladen bei der Container-Verschiffung
  • Treffen mit dem Kontakt an der Verladestelle (oft nicht direkt im Hafen)
    alle Maßnahmen zur Senkung der Höhe des Fahrzeugs müssen bereits vorgenommen sein
  • Prüfung der Dokumente des Fahrzeugs und Fahrzeugshalters
  • Verladen des Campers
    • Der Fahrzeughalter fährt gemäß Anweisungen der Mitarbeiter langsam in den Container
    • Am einfachsten verlässt man das Fahrzeug über die Hecktür, sofern möglich
    • Mitarbeiter fixieren das Wohnmobil mit Spanngurten in den Verankerungen des Containers
    • Fahrzeugbatterie abklemmen
  • Je nachdem wird der Containerbuddy davor oder danach ebenfalls verladen
  • Container wird verschlossen und verplombt
  • Am besten prüft man nochmals, ob man alle Angaben hat, wie z.B. die Container-Tracking-Nummer

In jedem Fall, ob über RoRo oder im Container, kann man die Fahrt des Frachtschiffs über marinetraffic.com verfolgen. Bei einer Verschiffung mit Cosco kann man außerdem hier den Container tracken.

Nun gilt es zu warten, bis das Fahrzeug am Zielhafen ankommt. Je nach Route kann das einige Wochen dauern.

Abholung des Campers am Zielhafen

Unabhängig von der Verschiffungsart gibt es prinzipiell immer drei Punkte, die im Ablauf gleich bleiben. Da aber jeder Hafen anders ist und trotzdem einige Abläufe und Nuancen unterschiedlich sein können, empfehlen wir die Zusammenarbeit mit einem Agenten vor Ort. Die meisten Spediteure rechnen das standardmäßig in ihr Angebot mit ein und im Endeffekt fallen die Kosten für den Agenten im Verhältnis zum Gesamtpreis der Verschiffung nicht ins Gewicht.

Treffen mit den Agenten

Die Agenten kennen den Hafen, haben ihre Kontakte, und haben Zugang zu den nötigen Dokumenten aus der Verschiffung, wie z.B. die Bill of Landing, die für die Abholung benötigt wird.

Auch bei der Überbrückung von Sprachbarrieren können die Agenten weiterhelfen, denn an vielen Orten wird am Hafen und am Zoll nur die Landessprache gesprochen.

Oft begleiten die Agenten die Reisenden deshalb auch mit zum Hafen, das ist aber je nach Ort unterschiedlich. Bei uns war es in Montevideo der Fall, was den ganzen Prozess einiges angenehmer machte.

Abwicklung mit dem Zoll

Um die Freigabe für das Fahrzeug zu erhalten, wird die entsprechende Zollstelle aufgesucht. Die befindet sich nicht immer im Hafen, in Montevideo ist das aber der Fall.

Der Zoll prüft vor allem die Übereinstimmung der Papiere und erteilt je nach Land die temporäre Einfuhrerlaubnis für das Fahrzeug. Diese erlaubt es, das Fahrzeug im gegebenen Land im Straßenverkehr zu nutzen, allerdings ist diese Erlaubnis zeitlich begrenzt.

Sobald das Adminitrative beim Zoll geklärt ist, geht es zum Fahrzeug.

Entgegennehmen des Fahrzeugs

Zusammen mit dem Agenten, manchmal auch mit einem Hafenmitarbeiter, geht es zum Fahrzeug. Je nach Verschiffungsmethode ist das Fahrzeug noch im Container, wurde bereits aus dem Container gefahren, oder steht nach der RoRo-Verschiffung frei. 

Der Hafen von Montevideo

Man sollte hier unbedingt überprüfen, ob das Fahrzeug während der Verschiffung beschädigt wurde oder etwas gestohlen wurde. Ohnehin ist es schwierig, für allfällige Schäden und Diebstahl eine Kompensation einzufordern, doch sobald man das Hafengelände verlässt, wird das nur noch schwieriger.

Sofern alles in Ordnung ist, kann man nun mit dem Fahrzeug das Hafengelände verlassen und die Reise starten.

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